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Überblick
Dieser Beitrag enthält wichtige Informationen über die Verwendung von einfachen apothekenpflichtigen Antazida zur Behandlung der internen Kontamination mit radioaktiven Isotopen eines nuklearen Fallouts.
Der radioaktive Fallout könnte durch einen atomaren GAU, einer schmutzigen Bombe oder eine Atombombenexplosion verursacht werden. Unabhängig der Quelle werden mehrere verschiedene Arten von radioaktiven Elementen freigegeben. Diese Isotope können in der Luft, Nahrung und Wasser vorhanden sein.
Jod-131
Das am weitesten verbreitete radioaktive Element bei einem nuklearen Fallout ist Jod-131 (ein radioaktives Isotop von Iod). Die Behandlung ist mit Kaliumjodid (KI)- oder Kaliumjodat (KIO3)- Tabletten möglich. Kaliumjodid-Tabletten sind zur Behandlung bei Kontakt mit radioaktivem Jod zugelassen.
KIO3-Tabletten werden von der Weltgesundheitsorganisation für denselben Zweck vorgeschlagen. Die Tabletten überfluten den Körper (Schilddrüse) mit einem sicheren, nicht radioaktiven Jod, wodurch die mögliche Aufnahme des radioaktiven Jods durch die Schilddrüse gestoppt oder zumindest reduziert wird.
Woher bekomme ich die Tabletten zur Behandlung von Jod-131?
In einer akuten Notsituation werden aus Vorräten, die für diesen Zweck angelegt worden sind, die Haushalte mit Jodtabletten versorgt. Wer die allgemeine Versorgung der Bevölkerung nicht abwarten will und sich stattdessen einen eigenen Notfallvorrat anlegen möchte, kann sich ein entsprechendes Präparat in der Apotheke, bzw. im Internet besorgen.
Die bei Jodmangel gebräuchlichen Medikamente eignen sich dafür allerdings nicht, weil sie mit 100 bis 200 Mikrogramm pro Tablette viel zu wenig Jod enthalten. Von einem Produkt mit 100 Mikrogramm Jod müssten im Ernstfall 1 300 Tabletten geschluckt werden. Für die Jodblockade der Schilddrüse bei Reaktorunfällen gibt es Präparate, die 65 Milligramm Kaliumjodid pro Tablette enthalten.
Einnahmeempfehlung
- Für Erwachsene und Kinder über zwölf Jahre 130 Milligramm Kaliumjodid.
- Für Kinder zwischen drei und zwölf Jahren 65 Milligramm Kaliumjodid.
- Für Kinder ab dem zweiten Lebensmonat bis drei Jahre 32,5 Milligramm Kaliumjodid.
- Für Kinder im ersten Lebensmonat 16,25 Milligramm Kaliumjodid.
Doch egal, ob die Jodtabletten aus öffentlichen Vorräten verteilt wurden oder ob du sie zu Hause gelagert hast – sie sollten ausschließlich dann eingenommen werden, wenn die Behörden dazu auffordern. Ob und wann das der Fall ist, beurteilen die zuständigen Institutionen. Die Entscheidung wird der Bevölkerung über Rundfunk, Fernsehen und Lautsprecherdurchsagen übermittelt.
Jodtabletten können die Schilddrüse nämlich nur dann vor der Aufnahme von Jod-131 bewahren, wenn sie zum exakt richtigen Zeitpunkt eingenommen werden. Geschieht dies zu früh, weist der Jodspeicher in der Schilddrüse wieder Lücken auf, wenn das radioaktive Jod die Menschen erreicht.
Bei einer zu späten Einnahme kann die Schilddrüse schon radioaktives Jod aufgenommen haben. Ist die Aufforderung zur Tabletteneinnahme ergangen, solltest du zuerst Kinder unter vier Jahren und schwangere Frauen mit Jodtabletten versorgen. Diese Personengruppen sind durch radioaktives Jod besonders gefährdet.
Weitere Informationen findest du im Notfall-Guide der SSK (Stand 25.02.2011)
Strontium-90 und Radium
Strontium-90 ist das zweithäufigste Isotop nach Iod-131. Das Jod zerfällt mit einer Halbwertszeit von 8,1 Tagen – der vollständige Zerfall dauert circa 81 Tage. Strontium im Gegensatz hat eine Halbwertszeit von 29,1 Jahren – der fast vollständige Zerfall dauert mindestens 291 Jahre. Strontium ist ein sehr ernstzunehmendes Problem bei einem nuklearen Fallout.
Solltest du radioaktivem Strontium-90 oder Radium ausgesetzt sein, werden gewöhnliche Antazida empfohlen, die in der Apotheke oder im Internet erhältlich sind. Die Behandlung setzt sich aus zwei Schritten zusammen.
1. Schritt der Behandlung
Der erste Behandlungsschritt blockiert die Absorption dieser beiden radioaktiven Elemente im Verdauungstrakt. Hierbei handelt es sich um eine Dosis Aluminiumhydroxidgel (ein OTC-Antazida) oder eine Dosis Gaviscon, das Aluminiumhydroxid enthält. Die Verwendung von Aluminiumhydroxid ist die bevorzugte „blockierende“ Behandlung.
Eine Alternative ist, Kalziumphosphat zu nehmen, das ein rezeptfreies Kalziumergänzungsmittel ist. Eine andere alternative Behandlung ist, Natriumalginat (Alginsäure) zu nehmen. Dieses letztgenannte Mittel ist ein inaktiver Bestandteil der Inhaltsstoffe von Gaviscon. Also, wenn du Gaviscon zu dir nimmst, bekommst du direkt zwei wirksame Mittel.
Gaviscon ist als Tablette oder in flüssiger Form z.B. bei Amazon erhältlich.
Der erste Schritt der Behandlung wird als einmalige Dosis genommen. Der zweite Schritt der Behandlung geschieht auf täglicher Basis.
2. Schritt der Behandlung
Der zweite Schritt ist die Behandlung mit Antazida oder einer generischen Calcium-Ergänzung, Calciumcarbonat (z. B. TUMS). Calciumcarbonat konkurriert mit Strontium und Radium um Knochenbindungsstellen.
Grundsätzlich sind sowohl Strontium als auch Radium „Knochensucher“. Sie werden vom Körper aufgenommen (fälschlicherweise für Kalzium gehalten) und in den Knochen und Zähnen gespeichert. Das willst du auf jeden Fall verhindern. Strontium und Radium sind sehr lange radioaktiv. In jedem Fall überdauern sie deine Lebenszeit.
Wenn du genug Kalzium in deinem Körper durch die Einnahme von TUMS (oder generischem Calciumcarbonat, wie z.B. Rennie) hast, dann wird hierdurch das Strontium und Radium verdünnt. Somit ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass es sich in deinen Knochen und Zähnen ablagert. Dein Körper nimmt das gewöhnliche Kalzium anstelle des radioaktiven Strontiums oder Radiums auf.
Auch TUMS ist bei Amazon oder in deiner Apotheke erhältlich.
Welche anderen Isotope sind mit rezeptfreien Medikamenten behandelbar?
Uran kann mit gewöhnlichem Natriumbicarbonat (Backpulver) behandelt werden. Gelöst in Wasser und oral eingenommen, hat es die Wirkung, dass dein Urin alkalisch wird, anstatt sauer zu werden. Das hat die vorteilhafte Wirkung, dass das Uran aus deinem Körper ausgeschieden wird.
Jetzt sagst du bestimmt, dass Uran eines der weniger häufigsten Isotope bei einem atomaren Fallout ist, und du hast recht! Aber es findet sich in Kernkraftwerksabfällen in großen Mengen wieder. Die Möglichkeit besteht, wenn auch eher unwahrscheinlich, dass ein Schurkenstaat oder eine terroristische Organisation in den Besitz von Uran kommt und es für den Bau einer schmutzigen Bombe verwendet.
Für bestimmte andere radioaktive Isotope benötigst du verschreibungspflichtige Medikamente wie DTPA (für mehrere der weniger häufigen Isotope) oder Berliner Blau (für Cäsium-137). Angeblich hat die Regierung Lager von diesen und anderen wichtigen Medikamenten für den Einsatz bei einem atomaren GAU überall in Deutschland verteilt. Aber ich bin skeptisch, dass es umgehend und effizient verteilt werden würde.
Du siehst, dass es relativ kostengünstig wäre, ein Strahlungs-Notfall-Kit zusammenzustellen.
Bitte schau dir die verlinkten Quellen an, die ich oben angegeben habe. Zudem solltest du dir die Empfehlungen hinsichtlich Dosierung und Vorsichtsmaßnahmen immer vor Augen halten, sonst schadest du dir eher, als dass du dir und deiner Familie einen Gefallen tust.
Weitere Informationen und einen tollen Ratgeber zum effektiven Strahlenschutz findest du im Buch:
Nach dem Atomunfall: Ein praktischer Ratgeber zu effektivem Strahlenschutz von Vladimir Babenko